Doris Keysselitz, 1. Vorsitzende
ENSE/WICKEDE (Ruhr) – Der Advent ist für den Einzelhandel stets ein Umsatzhöhepunkt. Während man sich hier über die steigenden Kundenzahlen freut, gibt es dagegen karikative Geschäftslokale, vor denen – speziell in der Vorweihnachtszeit – in langen Warteschlangen die Kundschaft vor den Eingängen auf Einlass warten muss: Bei den Tafeln und ähnlichen Einrichtungen. So kommt Doris Keysselitz, die Vorsitzende des Enser Warenkorbs e. V., auf einen traurigen Rekord: »Wir hatten im Dezember 2023 insgesamt 386 Lebensmittel-Ausgaben. Das waren erheblich mehr als im Dezember 2022, und damals war es schon mehr als jemals zuvor. Im Schnitt versorgen wir pro Lebensmittelausgaben Haushalte, in denen durchschnittlich zweieinhalb Personen wohnen.«
Die Zahl ist auch deshalb hoch, weil es im letzten Dezember es einen Abgabetag weniger gab, an dem noch einmal 100 weitere Ausgaben erfolgt gewesen wären. Dafür erhielten die Kunden am 22. Dezember 2023, dem letzten Ausgabetag vor den Jahreswechsel, noch eine zusätzliche Weihnachtstüte.
Die Zahlen seien kontinuierlich gestiegen. Der Grund dafür ist nicht etwa eine erhöhte Arbeitslosigkeit in Ense und Wickede (Ruhr) – es sind vorwiegend Flüchtlinge, die auf die Lebensmittelwaren, die dem Warenkorb gespendet werden, angewiesen sind.
Insofern kann sich die Lage noch zuspitzen, denn die Zuweisungszahlen an die Gemeinden Ense und Wickede (Ruhr) werden weiterhin steigen. Wo hingegen die Lebensmittelabgaben eher rückläufig sind, da die regelmäßigen Spender der Nahrungsmittelbranche knapper kalkulieren und somit ihre Überschüsse, Saisonwaren oder Artikel mit in Kürze ablaufendem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) geringer werden. »Ergo müssen wir«, so die Vorsitzende, »auf Sicht gesehen zukaufen, um den höheren Bedarf an Nahrungsmitteln auszugleichen. Momentan geht es zwar noch, aber ich weiß nicht, wie lange das noch sein wird, zumal es hier auf dem Land schwieriger ist als in der Stadt. Bei einem plötzlichen und nicht vorhersehbaren hohen Andrang müssen wir schon heute – hier und da – etwas rationieren, indem wir beispielsweise den Leuten sagen: ‚Heute können wir jedem Abholer nur zwei statt drei Joghurts geben‘.« (kb)