Ukraine Flüchtlinge und weitere neue Herausforderungen
Der Warenkorb ist auf solche Lebensmittel-Spenden für hilfsbedürftige Menschen mehr und mehr angewiesen, wie sie hier im Jahr 2016 von Antje Schiller (von links) an Doris Keysselitz und Alois Franz im Enser Ladenlokal, Kirchplatz 11, übergeben worden sind.
Ense, Wickede (Ruhr). Der Enser Warenkorb e. V. bekommt die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine deutlich zu spüren. Die ansteigenden Preise in vielen Bereichen gehen an dem Verein nicht vorbei, und die Zahl der hilfsbedürftigen Personen steigen beträchtlich.
»Wir merken das schon«, erzählt die 1. Vorsitzende Doris Keysselitz, »im Moment haben wir noch Ware, doch leider ist uns ein Lebensmittelmarkt als wichtiger Lieferant abgesprungen.« Dabei handele es sich um einen großen heimischen Supermarkt, der dem Warenkorb relativ viele MHD-Waren gespendet hat. Doch der/die Geschäftsinhaber*in möchte die aussortierten MHD-Lebensmittel lieber an die eigenen Kunden preiswert verkaufen«, meinte Keysselitz.
Aktuell haben Organisationen, wie beispielsweise der Enser Warenkorb e. V., in ganz Deutschland Probleme mit den weniger werdenden Lebensmittelspenden der Supermärkte. Denn durch Hamsterkäufe einerseits und andererseits wegen der zusätzlichen Lebensmittelabgaben an die Ukraine zur Aktion »Deutschland Hilft«, bleibt momentan immer weniger für Tafeln, Warenkörbe etc. übrig.
Gleichzeitig sorgen die durch den Krieg stark erhöhten Lebensmittelpreise für immer mehr bedürftige Menschen. Das kann Doris Keysselitz nur bestätigen: »Die Zahl der Leute, die zu uns kommen, ist sprunghaft angestiegen«, berichtet sie und weiter: »Allein in den vergangenen Wochen seien es durchschnittlich 120 Personen statt der sonst üblichen 60 bis 70 Abholer gewesen, die zu den Ausgabezeiten jeweils dienstags und freitags von 14:00 bis 16:00 Uhr in unseren Warenkorb nach Ense-Bremen kommen«.
Neue Bedürftige und die in Wickede (Ruhr) und Ense untergebrachten Ukrainer*innen mit ihren Kindern tragen ebenfalls ihren Teil zum Anstieg bei. Da wird es angesichts der geringeren Lebensmittelspenden schwer, der größer werdende Kundschaft längerfristig gerecht zu werden. Es droht eine zu große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Deshalb ist der Warenkorb bemüht, neue Lebensmittelhändler von der sich abzeichnenden Notlage zu überzeugen.
Auch die Energiepreise könnten bald zur ernsthaften Herausforderung für den Warenkorb werden. Denn deutschlandweit schlagen die Energiekosten ins Kontor der gemeinnützigen Vereine. Hier hat der Warenkorb immerhin einen kleinen Vorteil: Erst kurz vor dem Ausbruch des Krieges hat sich der Warenkorb nämlich einen neuen Hybrid-Kühltransporter angeschafft, der die Warenabholertour mit ca. 50 Kilometern weitgehend elektrisch fährt. Mit diesem holen die ehrenamtlichen Fahrer die Lebensmittelspenden von Märkten und Geschäften in Arnsberg, Ense und Wickede (Ruhr) ab.
Um die Fahrbatterien des Nutzfahrzeugs zu laden, muss der Verein zwar nicht zur Tankstelle, der nötige Strom aus der »grünen« Steckdose kostet aber dennoch Geld. »Ebenso die vielen Kühlgeräte für die Frischhaltung im Verkaufsladen verbrauchen ordentlich«, meinte Keysselitz.
Wie sich das auf die Mietnebenkosten des Warenkorbs insgesamt auswirkt, kann die Vorsitzende noch nicht sagen. Eine Abrechnung gibt es erst zum Jahresende: »Doch es wird teurer, auf jeden Fall«, glaubt Keysselitz.« … Wie das in den nächsten Monaten aber aussieht, kann sie jedenfalls noch nicht einschätzen.
Bearbeitet: Alois Franz
Quelle: Philip Maak, Werler Anzeiger, Ense: 13.04.2022.
Das ist der Enser Warenkorb e. V.
Der gemeinnützige Verein hat sich am 1. Dezember 2010 gegründet. Ziel der 138 Mitglieder ist es, das Missverhältnis zwischen der menschlichen Not und der massiven Lebensmittelvernichtung auszugleichen – vor allem in Ense und Wickede (Ruhr).
Aus diesem Grund sammelt der Warenkorb MHD-Spenden aus der Nahrungsmittelwirtschaft und verkauft, je nach Haushaltsgröße, deren Lebensmittel-Wochenbedarf zu symbolischen Pauschalen von ein Euro bis max. zwei Euro an bedürftige Menschen, die an der Armutsgrenze in unseren Gemeinden leben.
Hinweise zum »MHD«:
Die Abkürzung »MHD« = Das Mindest-Haltbarkeits-Datum und gibt per Definition den Zeitpunkt an, bis zu dem der Hersteller garantiert, dass das ungeöffnete Lebensmittel bei durchgehend richtiger Lagerung seine spezifischen Eigenschaften, wie Geruch, Geschmack und Nährwert behält.
Wurde die original verschlossene Verpackung richtig gelagert, ist das Produkt auch häufig nach dem »abgelaufenen MHD noch zu genießen« und nicht automatisch verdorben. Hinzu kommt, dass manche Hersteller das MHD frühzeitig festlegen, um auf Nummer Sicher zu gehen.
Wenn das MHD des Joghurts aus dem Kühlschrank abgelaufen ist, heißt das also noch lange nicht, dass das Milchprodukt schlecht ist und nicht mehr gegessen werden kann.
Ob Produkte noch genießbar sind oder nicht, lässt sich mit den eigenen Sinnen überprüfen: Sehen, Riechen und Schmecken – vertrauen Sie den eigenen Sinnen!
Ganz davon abgesehen durchlaufen alle Lebensmittel nach Anlieferung im Warenkorb eine Qualitätsprüfung, sodass nur einwandfrei Waren an unsere Kunden abgegeben werden. Die verausgabten Lebensmittel sind für den kurzfristigen Verbrauch bestimmt.